„Lulu und die anderen – Frank Wedekinds Frauen und die Bohème“
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts provozierte Frank Wedekind den Literatur- und Bühnenbetrieb mit seinem neuen Stil. Seine drastischen und freizügigen Texte wurden oft von der Zensur verboten. Wedekind plädierte für Aufklärung und kämpfte gegen Verlogenheit und Scheinmoral. Er war fasziniert von Frauen, die ihre erotischen Bedürfnisse ausleben, und genoss die Welt der Bohème. Dort fand der Dramatiker Lulu, das unwiderstehlich sinnliche Mädchen. Und so taucht Wedekinds bevorzugter Frauentyp nicht nur in seinen Stücken auf – „Lulu“, „Frühlings Erwachen“, „Franziska“ -, sondern spielt auch in seinem Privatleben eine bedeutende Rolle.
Die szenisch-musikalische Lesung schlägt einen rasanten Bogen mit Szenenausschnitten, Gedichten, Liedern, Tagebuchnotizen und Briefen des Autors, Kabarettisten und Schauspielers Frank Wedekind. Dem gegenüber stehen Zeugnisse und Zitate verschiedener Zeitgenossen; insbesondere von Frauen aus seinem Leben.
Cornelia Bernoulli recherchierte und schrieb das szenische Programm.
Bruno Hetzendorfer besorgte die musikalischen Arrangements.
Mit freundlicher Unterstützung der Richard Stury Stiftung München
Lulu und die anderen
Frank Wedekinds Frauen und die Bohème
Szenisch-musikalische Lesung
rund um Frank Wedekind
24. Juli 1864 – 9. März 1918
Foto: Monacensia Literaturarchiv
Mit Cornelia Bernoulli – Idee, Textauswahl und Konzeption –
und Bruno Hetzendorfer – Musikkonzept
„Von allen Seiten lachen dem Menschen Lust und Freude, Vergnügung und Ausgelassenheit entgegen. Er greife zu, denn die Zeit ist kostbar, er genieße, solange er zu genießen hat, und lasse sich nicht stören.“ So schreibt Frank Wedekind in einem Schulaufsatz. Und dann macht er Schluss mit den sexuellen Tabus seiner Zeit. So radikal, dass es Skandale gibt, wenn seine Stücke aufgeführt werden. Meistens sind sie ohnehin von der Zensur verboten. Seine provokanten Texte für die satirische Zeitschrift „Simplicissmus“ bringen ihn sogar ins Gefängnis. Zeitlebens bleibt Wedekind umstritten. Auch wenn er in seinen Angriffen auf die Verlogenheit der Bourgeoisie und auf ihre Doppelmoral immer wieder ausgebremst wird, der Wegbereiter einer freieren Gesellschaft mit liberaler Pädagogik, der Kämpfer für Vorurteilslosigkeit gegenüber Erotik und Sinnenfreude setzt sich schließlich durch: „Lulu“, „Frühlings Erwachen“, „Musik“ und „Franziska“ tauchen regelmäßig in den Theaterspielplänen auf und zünden auch heute noch.
Auf der einen Seite das mit bitterem Humor ironisch überzeichnete Panoptikum von Spießern, Zirkusartisten, Heuchlern, Karrieristen und Profiteuren. Auf der anderen Seite die von verlogener Moral freie, erotische, manchmal auch naive junge Frau, das „schöne, wilde Tier“. Der Bohémien suchte und fand seinen bevorzugten Frauentypus im Milieu der Bohème, des Zirkus, des Varietés und der Bordelle, aber auch bei einer „erotischen“ und einer „philosophischen“ Tante und später in seiner jungen Ehefrau, der Schauspielerin Tilly Newes. Bühne und Leben, bei Wedekind verschmolz alles ineinander. Immer spektakulär, oft hoch dramatisch. In Wedekinds Werk spiegeln sich viele Facetten seiner Persönlichkeit. Und seine Frauen wurden Modelle für schillernde Bühnenfiguren.
Ein rasanter Bilderbogen mit Szenenausschnitten, Tagebucheinträgen, Briefen und Liedern von Frank Wedekind. Erweitert und ergänzt mit Zeugnissen und Zitaten von Frauen aus seinem Leben. Und abgerundet mit Aussagen von anderen Zeitgenossen Wedekinds.
Aargauer Tagblatt zur Veranstaltung im Literaturhaus in Lenzburg (Müllerhaus) 5.9.2014, Markus Christen:
„… In einer rasanten Text-Collage mit musikalischen Einlagen gelang es Cornelia Bernoulli und Bruno Hetzendorfer spannungsreich und humorvoll, Werk und Leben Wedekinds zu verweben… Die zahlreichen Zuschauer im Müllerhaus konnten nachempfinden, wie genussvoll Wedekind die Doppelmoral seiner Zeit offenbarte… Eine grosse Stärke der Inszenierung war insbesondere das Angebot zahlreicher Zugänge zum Werk Frank Wedekinds. Kenner und Laien wurden gleichermassen angesprochen und durften sich vom Wortwirbel mitreissen lassen…“Walliser Bote „Pikant servierte Zeitgeschichte“ 19.1.2016, wb:
„…Die Lesung mit Cornelia Bernoulli und Bruno Hetzendorfer war beste Unterhaltung mit Pikanterien, die wegen ihrer sanften Verpackung der reine Genuss waren…
Nein, nein, die Schauspieler holten keine Deftigkeiten hervor. Aber der Inhalt der Inszenierung präsentierte eine Perlenschnur an leiseren und auch gröberen Amusements und Aperçus…
Die Inszenierung über Wedekind Leben mit seiner Muse und Ehefrau „Lulu“ ist amüsante und beste Unterhaltung. Aber der Inhalt regt auch zum Denken an…“
Fotos: Horst Stenzel
- Premiere: 30. Juli 2014 Kunsthof Türkenhof in Kooperation mit der Monacensia Literaturarchiv und der Malschule Akthof in München
- Weitere Gastspiele u.a.:
- forum2 im Olympiadorf München 2018
- Kulturhaus Otto Hellmeier Raisting Veranstalter: Inner Wheel Club Ammersee 2018
- Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München – anlässlich des 100. Todestages von Frank Wedekind am 9. März 2018
- Schweizer Residenz München 2018
- Freiraum Münsing 2018
- Monte Verità, Ascona, Veranstalter: Deutscher Club Tessin und gemeinsamdenken.ch 2015
- Grand Hotel Zermatterhof, Kultur Zermatt 2015
- Seidlvilla München 2014
- Schweizer Haus München 2014
- Dachauer Kulturschranne 2014
- Internationaler Lyceum Club Basel 2014
- Literaturhaus Darmstadt in Kooperation mit der Frank Wedekind-Gesellschaft und der Luise-Büchner-Gesellschaft 2014
- Literaturhaus Lenzburg in Kooperation mit den Museen Aargau, Schweiz 2014